Pressestim
men zu Große
Freiheit Nr.
7

„Wenn ein aus Wien kommender neuer Intendant mit seinem flämischen Oberspielleiter am Hamburger Thalia-Theater die "Große Freiheit Nr. 7" auf den Spielplan setzt - dann ist das nicht einfach eine weitere Premiere. Dann kann es der Versuch sein, einen populären Stoff zum Kassenschlager zu machen, der schon durch Hans Albers' unkaputtbares "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" zum Teil lokaler Identität geworden ist, generationsübergreifend und unabhängig davon, wer welches Detail aus Helmut Käutners Film von 1944 tatsächlich erinnert. Man kann das aber auch als Kommentar der Zugereisten zur neuen Heimat verstehen. Und hier wird es schon spannender. Diese "Große Freiheit Nr. 7" ist die letzte große Thalia-Premiere vor Joachim Lux' und Luk Percevals erstem Saisonabschluss. Denn Perceval, der gemeinsam mit Dramaturgin Sandra Küpper die Bühnenfassung der Filmvorlage erstellte, verweigert sich bewusst jeder hanseatischen Seefahrerseligkeit, liefert alles andere als eine Schunkelvorlage im Hans-Albers-Gedächtnislook. […] Die Schauspieler und drei Musiker werden für ihre Leistungen zu Recht mit starkem Applaus belohnt, das Regieteam hingegen erntet kräftige Buhs. Kierkegaard liefert dafür im Programmheft eine simple Erklärung: "Denn es ist nur das Neue, dessen man überdrüssig wird, nie das Alte.“ - Hamburger Abendblatt

 

„Achtzig alsbald mitreißende Minuten - keine zu lang, das Ganze in der empfundenen Dauer beinah etwas kurz geraten. Wann widerfährt uns das sonst? Die Buhrufe für Perceval zum Schluss konnten den Jubel der Publikumsmehrheit keineswegs gefährden. Es handelte sich um Nostalgiker, die rückwärtsgewandten Romantikträume nicht beschädigt sehen wollen. "Doch mit der Zeit, so peu à peu, gewöhnt man sich daran", sang ihr Idol Hans Albers. […] Im klaren Bewusstsein, wie läppisch ein Albers-Double wäre, verzichtet Matthias Leja auf jegliche Nachahmung und nähert sich dem unerreichbaren Vorbild gerade dadurch an. Er imitiert nicht, er transponiert in die Gegenwart. Dieses Prinzip ist das Konzept der Aufführung: Der weiland Werftarbeiter Georg, der Hannes Kröger die liebliche Gisa wegschnappte, hat inzwischen Zollfahnder-Karriere gemacht. Und das deutsche Mädel vom Lande, die "weiße Taube" La Paloma, flog trotz Vulkanasche von der kroatischen Adriaküste zu: Cathérine Seifert heißt ziemlich undeutsch Jadranka Dolic. Wundersam stimmig die Musik eines Trios, das mit mehreren Instrumenten - vom Akkordeon übers Saxophon bis zur Violine - den Geist der Albers-Schlager bewahrt, ohne ihn zu imitieren. Zart und bitter, schwungvoll und buchstäblich bedächtig zugleich tönt es aus dem Graben und von der Bühne herab. "La Paloma ohè": Dank Luk Perceval und dem locker präzisen Ensemble eine theatralische Lebensmelodie von Marthalerscher Grazie und der sanften Brutalität Ödön von Horváths.“ - Die Welt

 

„Matthias Leja als Hannes Kröger in den Fußstapfen des großen Hans Albers: charismatisch, melancholisch, - eine große Leistung! Die unsterblichen Lieder aus dem Film „La Paloma“ und „Auf der Reeperbahn nachts um halb ein“ und das Schifferklavier geben dem Stück seine Melodie. Der Klassiker in modernem Gewand – wer ein Bühnenremake des Films erwartet, wird enttäuscht. Regisseur Luk Perceval hat eine zeitgemäße Interpretation geschaffen, auf die man sich einlassen muss. Ausdauernder Applaus, einzelne Buh-Rufe.“ - Bild

 

„Gabriela Maria Schmeide singen hören, ist der reine Genuss. Viel Applaus gab es für sie, wie auch für die anderen Schauspieler und Musiker.“ - NDR Kultur

 

„(…) die Emotionen der Menschen, die Sehnsucht und Zerrissenheit, die sie begleitet, und die Vergeblichkeit, die jeder von ihnen kennt. […] Diese überzeitlichen menschlichen Abgründe thematisiert der Abend, und das (wieder einmal) Faszinierende an der Arbeit Percevals ist, dass er statt auf die Zurichtung eines Inhalts auf eine Form setzt, die das Erzählen übernimmt. Das reicht von der Musik, die dem Jazz nahe, der Folklore fern steht, über den expressiven Schattenwurf des Lichts bis zu den Microports, die nicht nur akustisch das Verhältnis von Nähe und Entfernung umdefinieren. Schließlich und endlich bleiben die Darsteller, die, durchweg bravourös, den widersprüchlichen Gefühlen der Figuren körperlich und stimmlich Ausdruck verleihen, ohne je in die Trickkiste der Psychologie zu greifen.“ - nachtkritik.de

 

„Das ist nicht Hans Albers! So schreit es Regisseur Luk Perceval dem Publikum förmlich entgegen. Die Albers-Erwartung liegt nach ein paar Minuten schon ad acta, denn dieser depressive Stimmungssänger - wunderbar lässig von Matthias Leja gespielt - hat ganz eigene Qualitäten. Schubumkehr für das käutnersche St. Pauli-Märchen. […] Zum Glück vermeidet Luk Percevals bei seinem Zugriff auf den Klassiker jede besänftigende Nostalgie und versucht, die Figuren als Zeitgenossen zu beleben ohne dabei ihre Geschichte zu verfälschen. […] Am Ende teilte sich der Beifall in Jubel fürs Ensemble und heftige Buhs für das Regie-Team: Gerade in Hamburg Hans Albers demonstrativ links liegen zu lassen, ist natürlich immer gewagt. Hier aber gelang der Klassiker-Transport ins Heute. Und für konservierte Helden gibt's ja das Panoptikum.“ - Spiegel Online

 

„Leidenschaftliche Seefahrt, tragische Sehnsucht? Alles Passé! Im Thalia Theater wird Hans Albers unsanft ins Hafenbecken geschubst – und mit ihm der ganze Mythos, der an Helmut Käutners Film klebt.“ - Hamburger Morgenpost

 

„Und konnte Intendant Joachim Lux in Hamburg etwas Emotionaleres ankündigen als eine Theaterversion des Films von Helmut Käutner aus dem Durchhaltejahr 1944, als letzte Premiere seiner beachtlichen ersten Saison? Die „Große Freiheit“ gehört zum Mythos Hamburgs wie der Hafen und die Reeperbahn und Hauptdarsteller Hans Albers zu den Lokalheiligen der Stadt, deren Einwohner ein gänzlich unironisches Verhältnis zu ihrer Heimat pflegen.“ - Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung