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Die ersten Lessingtage in Hamburg sind zu Ende. Was haben wir erlebt und was haben wir gelernt? Eine Bloggerin zieht Bilanz.

 

 „Um alles in der Welt“ – die Lessingtage 2010 sind vorbei. Zwei Wochen lang saß ich jeden Abend entweder im Theatersessel am Alstertor, der Gaußstraße, der Garage, einmal auch auf Kampnagel und habe mir alle Glieder bei den Stadtführungen in Hamburg abgefroren. Neben Theater gab es auch Musik, Projekte und viele Diskussionen. Nach jeder Veranstaltung wurde dann fleißig in die Tasten gehauen. Geschlafen eher wenig. Nun sitze ich hier und erinnere mich an Trojanows Worte bei der Eröffnungsrede: „Es geht bei der kulturellen Vielfalt nicht nur darum, sie zu sehen, sondern vor allem sie zu verstehen.“ Und wenn ich jetzt die Lessingtage Revue passieren lasse, merke ich, dass sie mir dabei geholfen haben.

Es gab verschiedene Stadien bei den Theaterbesuchen. Am Anfang war ich ganz gespannt, was mich erwarten würde. Ich war beeindruckt von Trojanows Rede, von den vielen Perspektiven, von denen aus die Kulturen gesehen wurden und der Offenheit mit der den Zuschauen Klischees vorgeführt wurden, wie bei „Die dritte Generation“, der Produktion des Habima Theaters aus Tel Aviv.

Dann folgte die Phase in der ich die Worte „Klischee, Stereotyp und Migration“ nicht mehr hören konnte. In jedem Stück tauchten sie auf. Ich war mal genervt, aber auch mal überrascht, wie man das auf unterschiedliche Art und Weise inszenieren kann.

Gestern Abend war dann die Abschlussparty „Aufklärer“ in der Zentrale am Alstertor. Über die Bezeichnung der Veranstaltung, habe ich mich ehrlich gesagt ein wenig gewundert, denn wie sollte mich eine Party aufklären? Die kleinen Lichter funkelten in der Zentrale. Überall kleine Menschengrüppchen, die reden, tanzen, trinken und oder lachen. Ich stehe an der Bar und stoße mit den Bloggern auf den Abschluss des Festivals an. Während ich so den Raum betrachte, fällt mir auf, wie unterschiedlich die Menschen hier sind, nur eins haben sie gemeinsam: Eine Verbindung zum Thalia Theater.

Ich dachte an die Klischees, die Kulturen, die Religionen – ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten und wie wenig sie jetzt, hier, eine Rolle spielten. Meine zwischenzeitliche Skepsis wurde nicht bestätigt und plötzlich wurde mir klar, was Trojanow vor zwei Wochen gemeint hatte. Die Menschen waren gut und fröhlich, weil sie einander zuhörten und sich in den anderen hineinfühlten. Die Empathie ist unabdingbar. Ich habe verstanden.


Katharina Finke