Crazy M
otherfucker

Wie viel Rassismus steckt ins uns? Dieser Frage versuchen fünf Afroamerikaner bei dem Gastspiel „The Shipment“ aus New York mit einer Stereotypen-Show auf den Grund zu gehen.

 

Lässige Beats durchdringen den ganzen Raum: „And you love me and you are perfect“. Dann springen zwei Afroamerikaner im schwarzen Anzug auf die Bühne. Sie schwingen jedes Glied. Die abgespaceten Bewegungen erinnern an Jay Kay von Jamiroquai. Die Körper sind ihr Sprechwerkzeug.

Die Show ist eröffnet und ein anderer Schauspieler betritt die Bühne. Sie, er und sein Anzug: alles schwarz. Genau darum dreht sich der ganze Abend. Mit „The Shipment“ will Young Jean Lee aus New York zeigen, dass trotz Barack Obama die Rassendebatte immer noch nicht hinfällig geworden ist.

„Hamburg - What’s up bitches?“, lautet die Begrüßung des Showmaster, der immer wieder fluchend und mit absoluter Schonungslosigkeit Stereotypen der festgefahrenen schwarz-weißen Bilder vorführt. Wem das nicht passt, der soll gehen: „If you don’t like that shit, fuck off you motherfuckers!“

Dann beginnt die erste Episode der Show: Ein Jugendlicher will Rapstar werden, dabei aber nicht böse sein. Doch das Klischee holt ihn ein. Erst verkauft er Drogen, um an Geld zu kommen und sich die Fahrt zum Rap-Contest überhaupt leisten zu können. Nimmt dann selbst Drogen. Kommt ins Gefängnis und wird zum Rap-Star. Schläft mit jeder Frau, kokst und rappt. Zieht Bilanz: „Es ist scheiße berühmt zu sein, ich habe keinen Bock mehr auf Drogen und ich bin allein, weil ich mit allen Freundinnen meiner Freunde gefickt habe.“

Jetzt gibt es einen Cut. Zwei Bühnenarbeiter – keine Afroamerikaner – stellen Möbel auf die Bühne und versehen sie sehr korrekt mit Accessoires. Es wirkt ein wenig wie eine Parodie auf die Sklaverei. Die Weißen als Sklaven der Schwarzen.

Nun befinden wir uns auf einer Geburtstagsparty. Die Gäste haben alle ein eigenes Problem. Man könnte auch sagen: Sie stellen ein Klischee vor. Der eine trinkt kein Alkohol, isst kein Fleisch und nicht Süßes. Der andere ist unfähig einen Smalltalk zu führen. Ein weiterer hat Beziehungsprobleme. Das Geburtstagskind sollte eigentlich der sozialste und fröhlichste von allen sein. Doch bald schon stellt sich heraus, dass er depressiv und unglücklich ist, weil er schon fast zwei Jahre keine Freundin mehr hatte. Auch er fühlt sich unglücklich und allein. Ähnlich wie der Rapstar.

Zum Schluss gibt es noch eine Pointe. Witze über Schwarze dürfe man ja hier gar nicht machen, sagt ein Darsteller. Denn „solche Witze könnte man nur machen, wenn auch ein Schwarzer hier wäre“. Die Frage, ob die Schauspieler weiße oder schwarze Menschen darstellten, hatte sich natürlich keiner gestellt.

Insgesamt ist „The Shipment“ kein klassisches Theaterstück, sondern viel mehr eine Comedyshow, die zahlreiche politisch inkorrekte Witze durch die Luft schleudert: Wirr, witzig und wahrhaftig.


Katharina Finke