Zimmer f
rei mit Käs
efäden

Thalia Actor's Studio in der Zentrale - zu Gast: Sandra Flubacher

 

Zunächst einmal müssen die Menschen zusammenrücken. Die rund 25 schneeresistenten Gäste und der Hund sitzen zu verstreut. Dabei soll es doch intim werden. Willkommen bei „Zimmer frei“. Ohne Götz Alsmann, ohne Publikumstribünen. Dafür mit Käsefondue und Kirschwasser. Und aufgenommen ist der Gast in der Thalia-WG ja sowieso schon.

Auf der Leinwand: Die Schweiz aus der Vogelperspektive. Unter der Leinwand: Eine Schweizerin. Sandra Flubacher, Lieblingswort: Berg, Lieblingsort: Berge. Ach so. Erst mal gibt’s Kirschwasser für alle. Das Gespräch beginnt. Der Zuschauer bleibt in der Rolle des Voyeurs, der ins Thalia-Wohnzimmer lugt.

Das Thema: die Schweiz und das Schweizerin-Sein. „Ich brauche mehr Worte um Dinge zu sagen.“ Große Freude im Publikum, als der Ort Rotzloch auf der Leinwand überflogen wird. Dann kommt der Käsetopf. Zögerlich beginnt das Publikum zu tunken, zu drehen. Der Kampf mit den Käsefäden beginnt.

Wieso Sandra Flubacher Schauspielerin geworden ist? „Ich hab’ mich einfach immer schon wahnsinnig gern verkleidet.“ Die Schauspielschule war immer das absolute Ziel, die Schauspielschule ist’s konsequent geworden. Jetzt wird aber erst mal ein Schweizer Chanson dargeboten, alt, schweizerdeutsch. „Lueget, vo Berg und Tal.“ Halb gesungen, halb gegrölt. Kongenial begleitet von Tilo Werner an der E-Gitarre und Gabriela Maria Schmeide am Akkordeon: „Sternli liebs Sternli, guet Nacht!“ Darauf ein Kirschwasser.

Flubachers erste Station nach der Schauspielschule Zürich ist Köln. Ist das denn Ausland? Aber ja! „Die Schweizer schauen doch kaum über den Tellerrand und auf dem sind die Schwaben.“ Alle Deutschen müssten demnach Schwaben sein. Hm. „Und dann kommst du plötzlich nach Köln!“ Ha! Kölsch statt Spätzle. Klüngel statt Porsche. Per Handkamera äußern sich Kollegen. Tenor: Tolle Frau! Große Disziplin! Faszinierender Schwangerschaftsbauch! Zwillinge nämlich.

Nächstes Thema ist das Thalia-Ensemble. Seit 1993 bleibt sie, die anderen wechseln. Das scheint nicht leicht zu sein. Und dann auch noch: Schwanger. Das Dasein als Mutter und Schauspielerin. Niemand soll denken, man bekäme nicht alles in den Griff. Das ist anstrengend.

Käsefäden! Ein besonders hartnäckiger Fall fasziniert. Selbst am anderen Ende des Tisches ist der Tunkende noch in käsigem Kontakt mit dem Fonduetopf Fotos von Flubachers Rollen erscheinen auf der Leinwand. Sie selbst ist per Kamera und Bluescreen davor geschnitten. Sitzt hinten vor dem Fenster und kommentiert.

Anschließend läuft das Musikvideo zu „Thriller“. Unglaublich schnell verwandelt sich Flubacher in Zombies, in Tänzer, in Michael Jackson. Die Kollegen tanzen gleich mit. Ein großer Spaß. Die größte Herausforderung: Spiegelverkehrt!

Zum Abschluss kommen Stakkatofragen. Blumenbinderin wär’ sie gern. Bankkauffrau gar nicht. Und was sagt Gott ihr vorm Himmelstor? „Bleib locker!“ Das tut sie. Sie bleibt locker. Und findet den Abend schließlich „super, einfach super!“ Bleibt nur noch die Loop-Machine. „Sternli liebs Sternli, guet Nacht!“


Jannis Frech